JENAPLAN

SCHULMODELL JENAPLAN

AUF EINEN BLICK

Der Jenaplan ist eine humane, am Kind mit seinen Bedürfnissen und Möglichkeiten orientierte Pädagogik. Leitfaden hierfür ist der Jenaplan Peter Petersens mit den das Modell prägenden Formen natürlichen Lernens Gespräch, Spiel, Arbeit und Feier. Zwischen diesen gibt es vielfältige Verbindungen und Übergänge. Ihr Einsatz im rhythmischen Wechsel belebt den Schulalltag und wirkt einer einseitig kognitiven und rein lehrerzentrierten Wissensvermittlung entgegen. Von aktueller Bedeutung ist das in den Niederlanden auf der Basis der Erfahrungen mit über 200 Jenaplan-Schulen für die Erfordernisse des 21. Jahrhunderts weiter entwickelte Konzept Jenaplan21 (2. Aufl. 2010) * von Kees Both mit den 20 Basisprinzipien. Gehörige Beachtung findet im Jenaplan die emotionale Entwicklung des Kindes – Grundlage für bleibende Neugier, soziales Lernen und Interesse an der Vielfalt der Dinge, für eine wachsende Verbundenheit mit Menschen, Dingen, Pflanzen und Tieren. Lernen soll ja ganzheitlich und lebensnah, spielerisch und kreativ sein: Die SchülerInnen treffen auf Entdecker-Ecken, Lehrpfade, erleben Erzählrunden, sie führen Interviews, Rollenspiele, Exkursionen, Feldforschung durch. Jenaplan 21 sieht in der „Neuen Kindheit“ (infolge Globalisierung, Veränderungen in Arbeitswelt und Familie, Komplexität etc.) Herausforderung und Chance für die eigene pädagogische Arbeit. Kinder in Jenaplan-Schulen leben und arbeiten in Räumen, die sie selbst wohnlich und schön gestalten Die Schule ist ja nicht nur Lernort, sondern auch eine „Lebensstätte des Kindes“ (Theo Klaßen). In den Zeiten von Vereinzelung, Mobbing und Gewalt sind solche Schulen Hoffnungszeichen integrativer Zusammenarbeit. „Leben lernen in Beziehungen“ (Kees Both) ist die Grundformel des neuen Jenaplans. So kann die Schule zur „Lebens- und Arbeitsgemeinschaft“ werden. Jenaplan 21 hat die universellen Kinderrechte zur Grundlage und Leitlinie all ihrer Aktivitäten.(Hartmut Draeger 2013**) Die Jenaplan-Schule ist offen für den Stadtteil. Dazu gehört auch die Beteiligung an der Pflege ihrer Schulumgebung. website Jenaplanonderwijs

Berichtskreis: Schüler-Referat über Handelsschiffe früher

Vielfältige Gespräche im Kreis dienen der Kommunikation und Begegnung, der aktiven, kritischen Teilhabe am Gang der Dinge, an aktuellen Ereignissen, der Präsentation und Diskussion von Arbeitsergebnissen, der Regelung von Konflikten u.v.a. Das Gespräch wird damit auch „zum Übungsplatz gelebter Demokratie“ (Susanne Herker 2009)*. Der Wochenarbeitsplan ist rhythmisiert, d.h. projektorientierte Phasen des Kernunterrichts wechseln sich ab mit leistungsdifferenzierten Kursphasen sowie Gemeinschaftsaktivitäten. Instruierende Kurse dienen dem Erwerb und der Einübung von Arbeitstechniken und Basiswissen wie Schreiben und Rechnen. Sie führen hin zum Kernunterricht. Dieser findet in altersgemischten „Stammgruppen“ (family grouping) statt. In diesen Gruppen sind die SchülerInnen im Dreijahreszyklus mehrfach die jüngsten, die mittleren und die ältesten. Dieser Wechsel fördert eine positive pädagogische Atmosphäre, mehr Kontakte und Lernanreize und schafft eine breitere Basis für Kooperation. In der Gruppe kann der junge „Mensch seine Individualität zur Persönlichkeit vollenden“ (Petersen). In den Tischgruppen wird je nach Phase und Arbeitsauftrag individuell oder kooperativ gearbeitet. Wer hilft, lernt und wiederholt selber viel. Es gibt keine Jenaplan-Arbeit ohne Engagement. Mitmenschlichkeit und „inklusives Denken“ (Susan Freudenthal-Lutter) sind gefordert. Die Jenaplan-Pädagogik ist eine „Pädagogik der Fürsorge“ (Kees Both).

Im Kernunterricht arbeiten die Kinder fächerübergreifend. Die hemmenden „Demarkationsgrenzen zwischen den Fächern“ (Richard D.Precht 2013) weichen einer natürlichen Sicht und Herangehensweise. Die SchülerInnen wählen Themen ihres persönlichen Interesses aus den „Erfahrungsgebieten“ („Mein Leben“, „Technik“, „Der Jahreskreis“ usw.) aus und erarbeiten sie. Die freie Wahl (und die Befähigung dazu) ist Grundlage für authentisches, befriedigendes und befreites Lernen (Gisela John 2008). Selbsttätige Arbeit beginnt damit, dass die Kinder (mit Instruktion, Beratung oder Begleitung: neue Lehrerrolle!) nach und nach lernen, individuell oder gemeinsam (projektorientiert), Pläne zu machen und umzusetzen. Ihre eigenen Fragen stehen dabei im Mittelpunkt. Die im Laufe von Wochen entstehenden Referate und andere Arbeiten werden schließlich (im Kreis) vorgetragen, gründlich und respektvoll diskutiert. Lernen als „strategisches Handeln“ in einer zunehmend komplexen Welt stärkt das website Jenaplanonderwijs

Arbeit in der Blockperiode mit unterschiedlichen „parallelen“ Lernaktivitäten  

Weltwissen der Kinder, und die Befähigung zur Kooperation macht sie fit für die heutige „Netzwerkgesellschaft“. Regelmäßige Feiern sind kreative Höhepunkte des Schulalltags, formen Schulgemeinschaft. Auch hier bieten die SchülerInnen Erarbeitetes dar. Zugleich gewinnen sie die Fähigkeit zu öffentlichem Auftreten. Jenaplan-Schulen entwickeln ihr eigenes Schulprogramm. So hat jede Jenaplan-Schule je nach den örtlichen Gegebenheiten, auch nach den „Ressourcen“ der vorhandenen LehrerInnen und Eltern ihr eigenes Gepräge. (S. dazu die Schulliste auf dieser Website!) Der Frontalunterricht wird durch das Lernen in „pädagogischen Situationen“ abgelöst. Die SchülerInnen können mit ihren Fragen in bedeutungsvollen und lebensechten Kontexten arbeiten, intrinsische und dauerhafte Motivation zum Lernen entwickeln. Fehler werden nicht als Mängel der Person, sondern als Ansporn für effektives Lernen behandelt. Um die Entwicklung eines Schülers in all ihren Facetten sichtbar zu machen, ist eine meist verbale Beurteilung der personalen, sozialen, fachlichen Kompetenzen der Kinder nach ihrer eigenen Entwicklungsgeschichte geboten. In der verbalen Beurteilung und in der Auswertung von Schüler-Portfolios u.ä. zeigt sich echte „Leistungskultur“ (Petersen), die Möglichkeit zum Erwerb einer umfassenden „Lebenskompetenz“.(Hartmut v. Hentig 2003) Der Übergang auf andere Schulen ist problemlos.

DAS GANZE SOLL ES SEIN!

Petersen zieht mit seinem Jenaplan in den1920-er Jahren eine Summe der deutschen und internationalen Reformpädagogik. Sein Schulmodell arbeitet zugleich kind- und schulgerecht. Es ist übertragbar, also nicht an exzeptionelle Bedingungen gebunden, auch nicht durch besondere Kosten belastet. „Es ist ein Reformmodell der Normalschule und damit die eigentliche Pointe der Schulreformdiskussion“ damals.(Oelkers 1989) Heute wird der Jenaplan mehr und mehr zum interessanten Prototyp einer modernen, kreativen, sozialen, das eigenständige Lernen fördernden humanen und demokratischen Schule, – weiter entwickelt, vertieft, verbreitert und aktualisiert im Jenaplan 21 von Kees Both. Die Übernahme einzelner Teile der Jenaplan-Pädagogik (wie Altersmischung,

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„Feiern bilden die gesamte Kultur des Zusammenlebens und Lernens einer Schule ab.“ (Jaap Meijer)

verbale Beurteilung etc.) durch „Normalschulen“ geschieht erfreulicherweise seit vielen Jahren. Die Schule der Zukunft freilich wird die ganze Kraft pädagogischer Erneuerung und Humanisierung erst im Zusammenspiel aller wesentlichen Jenaplan-Elemente erlangen.

Hartmut Draeger, Ostern 2014

 

Zur Beachtung beim Lesen dieser Website: 

* Zu allen Literaturhinweisen mit der Jahresangabe in runden Klammern finden Sie die vollständigen bibliografischen Angaben auf der integrierten Literaturliste dieser Website!
** Literatur mit Jahresangabe und zwei Sternchen ist auf dieser Website als integraler Text zu finden – unter den einschlägigen Rubriken (und natürlich auch auf der Literaturliste)!